Jørn Øien Cosmopolitan@BodøJazzOpen, Sinus (Deutsch)

Jørn Øien Cosmopolitan - Nordlands Zawinul?



Der Keyboarder Jørn Øien ist einer der hervorragenden Vertreter des nordnorwegischen Jazz. Der bärtige Tastenvirtuose aus Narvik entspricht äußerlich ganz der Klischeevorstellung eines Norwegers, aber da ist auch noch sein inneres Feuer. Es bezieht seine Nahrung einerseits aus dem Universum, das Miles Davis in den Siebzigern etwa mit Bitches Brew schuf. Andererseits sieht er sich als Weltmusiker, der die Roots des Jazz unter anderem in Afrika und der orientalischen Musik verortet. In einem kurzen Vortrag schildert er als Beispiel das Banjo, das auf die afrikanische Ziegenhalslaute Ngoni zurückzuführen ist. Kein Hehl macht er aus seiner Verehrung Joe Zawinuls, dessen musikalisches Erbe Øien zu einem Teil seiner eigenen DNA gemacht hat. 

Auf einem Festival, das derart den Unbilden des Wetters ausgesetzt ist wie das Bodø Jazz Open, wundert es denn nicht, dass Stormy Weather gespielt wird. Das Publikum im Sinus, dem kleinen Saal des Konzerthauses Stormen (sic!) hat die Band damit gleich am Haken. 

Neben dem oben geschilderten Feuer strahlt Øien mitunter auch eine geradezu meditative Ruhe aus. Aus den gegensätzlichen Polen schöpft er seinen Groove. So beginnt das Stück Return of the Empire mit von Perkussion untermalten elektronischen Klängen. Magnus Bakken spielt mit seinem verfremdeten Sopransaxofon eine orientalisch anmutende Melodie, Rune Arnesen und Sidiki Camara liefern den Klangteppich und Jørn Øien den Spacesound. Fertig ist der Weather Report Sound. Aber es klingt überhaupt nicht nach Abklatsch, sondern ist lebendige zeitgenössische Livemusik. Es macht uns eher demütig, denn wir müssen uns eingestehen, dass vieles, was wir für heute modern halten, seine Wurzeln in einer ganz anderen Zeit hat. Aber wer könnte der zurückkommende "Emperor" sein?

In Asante Sana Kaka kommt besagte Ngoni zum Einsatz und gibt dem Song mit der tiefen Stimme des malischen Gesangs Camaras seinen afrikanischen Charakter. Jørn Øien greift diese Komponenten auf, indem er sie mit seinem Keyboard und einer elektronisch verfremdeten Singstimme spiegelt und verfremdet. Der Bogen reicht vom vorkolonialen Afrika in die Moderne! Diese packende Musik öffnet unsere Augen und Ohren! Als Schlusstatement kommt The Legacy quasi als Substrat des musikalischen Fundaments Jørn Øiens.

Jørn Øien - Keyboards 

Magnus Bakken - Stronischen axophone 

Rune Arnesen - Schlagzeug und Percussion 

Sidiki Camara - Ngoni, Djembe und Gesang 

Audun Erlien - Bass




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Bodø Jazz Open: A travel diary

Bodø Jazz Open 2024: En reisedagbok

Supercharger@BodøJazzOpen, Picadilly (Norsk)