Supercharger@BJO, Picadilly
Wenn man sich als Reisender in Sachen Kultur in eine fremde Stadt begibt, sucht man das Außergewöhnliche. Bei einem Festival guckt man erst mal nach den großen Namen und wenn da steht, das ein Gratiskonzert von einer Keneipe in die andere verlegt wird, ist die Erwartungshaltung nicht gerade hoch.
Allerdings wusste ich, dass Ernst- Viggo Sandbakk eine schillernde Figur der norwegischen Jazzszene ist. Als Musiker, Schlagzeuglehrer und Geschäftsführer des Jazzfestivals in Trondheim. Vielleicht hat er ja sogar den einen oder anderen Jazzdrummer, der mich begeistert, mitgeformt. Mein Freund Theo aus Deutschland antwortete mir heute morgen auf meinen Post mit dieser Platte: Oh ja, stundenlang hab ich damit geübt.
Wie spielt man modernes Schlagzeug |
Diese Gedanken gingen mir bei dem kurzweiligen und amüsanten Konzert im Picadilly durch den Kopf. In Deutschland wird Jazz immer viel zu Ernst genommen. Finster dreinblickende junge oder nicht mehr so junge Männer, deren innere Haltung dem Zuhörer signalisiert: Ist doch nicht mein Problem, wenn dir meine Musik zu schräg ist. Selber Schuld. Bist wohl zu unbemittelt.
Mein Appell: Gebt uns mehr Musiker wie Supercharger, die Spaß an der Sache haben und, by the way, zurückkehren zu den Roots des Jazz im Honky Tonk. Eigentlich ist das Video zu verwackelt, aber was soll's? Ich zitiere Enst-Wiggo: Es ist halt Jazz, und da wird nun mal improvisiert!
Was nicht heißt, dass geschludert wird oder minderwertiges Zeug heruntergenudelt wird. Eirik und Ernst-Wiggo versprühten den Geist des Rag Time, des New Orleans zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. jazz wurde in der Kneipe geboren und wurde erst im Laufe der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zur Kunstmusik. Es tut ihm gut und es beseelt ihn, verleiht ihm Flügel, wenn er in dem Geist dieses Duos gespielt wird.
Am meisten begeisterte mich St. thomas, der Song von Sonny Rollins! Große Klasse, Eirik!
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